Zum 25. Jubiläum der Kulturellen Landpartie (KLP) ist dessen Reisebegleiter zurückhaltend grau. Ab sofort ist er in vielen Läden Lüchow-Dannenbergs erhältlich. Die KLP startet am 29. Mai und endet am 9. Juni und lädt dann wieder zu einem Frühlingsbesuch auf dem Lande, oder, wie die Veranstalter wenig zurückhaltend versprechen, zu einem "Fest für das Leben und die Sinne" ein. Das 336 Seiten starke Programmheft enthält neben allen Terminen und Ausstellern auch acht Radtour-Vorschläge von der Göhrde bis in den Lemgow.
Ohne Lachparade
Ein früheres Highlight ist im neuen Reisebegleiter nicht mehr zu finden: die Kulturelle Lachparade. 20 Jahre lang war sie ein ununterbrochen ausverkaufter Renner, nun ist sie - zumindest vorerst - Geschichte. Das Herrenhaus Salderatzen will in diesem Jahr offenbar keine Abendveranstaltungen anbieten, eine Ausweichmöglichkeit hat Lachparade-Organisator Willem Wittstamm auf die Schnelle anscheinend nicht finden können. Und so müssen die KLP-Besucher in diesem Jahr auf viel halsbrecherische Akrobatik, erstaunliche Magie und herzhafte Lacher verzichten. Viele werden den Wegfall als Loch empfinden.
Anlässlich des Jubiläums sinnieren die KLP-Macher über die Frage, ob 25 Jahre KLP ein Grund zum Jubeln seien. Blumen auf Granit, mit diesem Buchtitel lasse sich in etwa die Geschichte von denen, die auszogen, um das Fürchten zu verlernen, beschreiben. Künstler und Kunsthandwerker, Philosophen, Bauern seien es leid gewesen, "in den Medien als anarchistische Protestchaoten diffamiert zu werden und beschlossen, sich und die Schönheit dieser Gegend rund ums Wendland, offensiv als das zu präsentieren, als was es heute bekannt ist: eine von echten Menschen bewohnte, blühende Landschaft", heißt es von den Organisatoren. Der Erfolg sei nicht ausgeblieben, magisch habe das Spektakel Menschen aus ganz Europa "in unsere einstmals vergessene Gegend" gelockt. Gewollt bunt sei das Zuentdeckende, HighEnd treffe LowTech, gestandenes Kunsthandwerk pralle auf liebevollen Dilettantismus.
Nachdenkliches zum Jubiläum
Und wie sieht es aus mit Veranstaltungsmüdigkeit nach so vielen Jahren? Keine Spur davon, beharren die Organisatoren. Im Gegenteil: Gerade forme sich Neues, die Grüne Werkstatt Wendland, initiiert auch durch die Gründungseltern der Wunderpunkte: "Die Städte müssen sich warm anziehen, dieser angesagte Landstrich wirbt ihnen die jungen Kreativen ab". Ob das nicht doch etwas arg übertrieben ist, sei einmal dahingestellt. Fest steht für die Organisatoren: Die KLP sei "bis heute frei, da unbeeinflusst von Fördermitteln und Wohlverhaltensklauseln, basisdemokratisch, sich immer wieder kraftvoll belebend".
Und wie sieht es aus mit dem Thema Gorleben, jetzt, da es keine weiteren Castor-Transporte dorthin mehr geben soll? "Besuchen Sie Gorleben, solange es Gorleben noch gibt", werben die KLP-Veranstalter. Es biete sich gerade die Chance, "Gorleben als Endlösungsutopie eines gründlich fehlgeschlagenen Versuchs der Beherrschbarkeit von Atomspaltung zu beerdigen". Das Anliegen rund um Gorleben sei zu sehr in den Hintergrund gerückt, meinen manche. "Die Aktiven der Kulturellen Landpartie freuen sich darauf, weiter Salz und Finger in die Wunden der Atomlobbyisten zu versenken", halten die Macher dagegen. Und dann ist da noch die Frage, was die KLP-Leute mit ihrer freien Zeit anfangen, "wenn der Salzstock ein Erholungsort für Lungenschwache geworden ist"? Antwort: "Da lacht die Landpartie und meint: Uns fällt schon was ein, versprochen."
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